Wir haben bereits über den Start unseres Projekts INCiTiS-FOOD berichtet. Den Artikel finden Sie hier. Mittlerweile sind 18 Monate vergangen, und da sich bereits viel ereignet hat, möchten wir Ihnen einen Überblick über die aktuelle Situation geben – diesmal mit besonders vielen Bildern. Auch in diesem Artikel kürzen wir unseren Firmennamen mit APM ab.
Die ersten 12 Monate
des Projekts wurden zunächst dafür genutzt, die Grundlagen für die Zusammenarbeit zu schaffen, wie eine Plattform für Dokumente, die Einrichtung der Kommunikationsmittel, die Terminplanung und vieles mehr. Gleich zu Beginn des Projekts haben wir mit der Entwicklung eines Standard-Aquaponik-Trainingssystems begonnen, das aus lokal verfügbaren Materialien wie IBC-Tanks, blauen Weithalsfässern und vor Ort erhältlichen PVC-Rohren besteht. Dabei entstanden detaillierte Pläne und Bauanleitungen für den Prototyp unseres Standard-Aquaponik-Trainingssystems, das in den Reallaboren umgesetzt werden sollte. Nicht ganz ein Jahr später begann bereits der Bau.
Unser Standard Aquaponik-Trainingssystem
wurde in allen Reallaboren vom Vor-Ort-Team in Zusammenarbeit mit APM aufgebaut, wobei zunächst Online- und später Vor-Ort-Unterstützung geleistet wurde. Begleitend dazu fanden Schulungen zum Betrieb und zur Bewirtschaftung der Anlagen statt sowie bilaterale Gespräche über nächste Schritte und Lösungen bei Problemen. Für die Reallabore soll damit eine Produktreihe (Minimum Viable Product, kurz MVP) entwickelt werden, die eine Iterationsphase zur Weiterentwicklung durchläuft und sich im weiteren Verlauf des Projekts stufenweise verbessern soll. Die Bilder im Abschnitt der Reallabore zeigen das Standard-Aquaponik-Trainingssystem im Betrieb
Planungsdarstellung unseres Aquaponik Standard-Trainingssystems (Grafik: APM)
Sedimentationsfilter unseres Standard Aquaponik-Trainingssystems (Grafiken/Fotos: APM)
Der Aufbau und Start der 8 Reallabore
dauerte nicht allzu lange, denn bereits im Dezember 2023 waren alle Reallabore vollständig ausgerüstet und betriebsbereit. Neben den Gewächshäusern mit den bereits laufenden Schulungs-Aquaponikanlagen gibt es dort mittlerweile auch die nötige Infrastruktur für Vor-Ort-Trainings. Das heißt, jedes Labor verfügt über Schulungsräume, Präsentationstechnik und Internetanbindung in direkter Nähe zu den Schulungsanlagen für Aqua- und Hydroponik, was das Lernen dort sehr effektiv macht.
Jedes Reallabor verwendet eine individuelle Kombination von Prototypen aus verschiedenen zirkulären Agrartechnologien. Dazu gehören neben der Aquaponik auch die Produktion von Insektenlarven (Black Soldier Fly, BSF) sowie die Kombination von Hühnerhaltung mit Hydroponik (Bioponik) und verschiedene Anbauweisen in der Hydroponik-Kultur. Weitere Informationen und Bilder zu den Reallaboren finden Sie auf der Projektseite im „Knowledge Hub“.
Es folgen einige Eindrücke aus den Reallaboren
University for Development Studies, Tamale, Ghana
Aglobe Development Center (ADC), Lagos, Nigeria
University of Ibadan (UI), Nigeria, General Assembly (Foto: Michael Reuter)
Kenyatta University (KU), Nairobi, Kenia (Foto: Ingo Bläser)
University of Egerton, Nakuru, Kenia (Foto: Ingo Bläser)
Workshop im Gewächshaus des Reallabors an der Egerton University, Nakuru, Kenia (Foto: Ingo Bläser)
Aquaponik-Trainingssystem im Gewächshaus des Reallabors der Egerton University, Nakuru, Kenia (Foto: Ingo Bläser)
Im „Love Cage“ findet Paarung und Eiablage der Schwarzen Soldatenfliege (BSF) statt, ebenfalls im Reallabor der University of Egerton. (Foto: Ingo Bläser)
Co-Creation-Prozess (kooperativer Entwicklungsprozess) hat begonnen
APM hat inzwischen den Co-Creation-Prozess mit den Reallaboren gestartet.
Die ersten beiden Iterationen der gemeinsamen MVP-Entwicklung basierten auf den Erfahrungen der Reallabore mit dem Standard-Trainingssystem. Gemeinsam wurden Lösungen für während des Systembetriebs beobachtete Probleme entwickelt, diskutiert und bewertet. In zwei aufeinanderfolgenden Iterationen wurden bisher Probleme mit dem ursprünglichen Design des Sedimentationsfilters im Aquakulturteil des Aquaponik-Trainingssystems gelöst.
Je nach Ausstattung erstellten die örtlichen Reallabore ferner eine Dokumentation der durchgeführten Prozesse. So wurde und wird beispielsweise die Reproduktion und Produktion von Insektenlarven der Schwarzen Soldatenfliege (Black Soldier Fly, BSF) im Reallabor der Egerton University (Kenia) dokumentiert, während bei Aglobe Development (ADC, Nigeria) der Aufbau und die Bewirtschaftung einer Schneckenkultur festgehalten wurden.
Workshops und Dokumentationen werden jeweils je nach örtlichem Bedarf auf Englisch oder Französisch durchgeführt.
Capacity building – der Aufbau von Fähigkeiten vor Ort
Drei ToT-Workshops zum Wissensaufbau vor Ort wurden in Tamale, Ghana (UDS), Nakuru, Kenia (EGE), und Franceville, Gabun (USTM) durchgeführt. Unter der Leitung der ZHAW beteiligten sich APM, SF Africa und BGU an dem Programm zum Aufbau der örtlichen Fähigkeiten. Die Treffen boten außerdem die Gelegenheit, vor Ort befindliche landwirtschaftliche Projekte zu besuchen und mit den Betreibern ins Gespräch zu kommen. Auch Marktbesuche gehörten zu den Treffen, die allen Beteiligten einen Überblick über die verfügbaren landwirtschaftlichen Produkte und deren Preise verschafften.
Gemeinsame Workshops vor Ort
Die ‚Training of Trainers‘ (ToT) Workshops vor Ort wurden von der ZHAW unter Beteiligung von APM durchgeführt. Dies ermöglichte es, das Aquaponik-Schulungssystem, das unter anderem für die ToT-Programme gebaut wurde, weiter zu optimieren. Dabei wurden wichtige Aspekte des Systemdesigns und -baus in den Lehrplan der ZHAW aufgenommen. Das Aquaponik-Trainingsprogramm im Rahmen der Workshops wurde dabei von APM durchgeführt.
Einige Reallabore, wie Lagos (Aglobe Development), die University of Ibadan in Nigeria und Tamale, Ghana (UDS), haben mit regelmäßigen Aktivitäten zum Kapazitätsaufbau für potenzielle Innovationsakteure begonnen. Zum Beispiel können dies Farmer aus dem Umland sein. Das Reallabor Tamale (UDS) bezieht potenzielle Innovationsakteure bereits in seine regelmäßigen Aktivitäten ein, um sie mit den Prototypen vertraut zu machen und Feedback für den Iterationsprozess zu sammeln. Die meisten Reallabore befinden sich momentan in der Onboarding-Phase. Sobald eine ausreichende Anzahl von Innovationsakteuren an Bord ist, werden regelmäßige Workshops zum Kapazitätsaufbau gestartet.
Unsere Online-Workshops
APM hat im Rahmen des Projekts INCiTiS-FOOD einen umfassenden Online-Workshop mit dem Titel „Basic engineering of aquaponics – small scale system components, principles and practices“ entwickelt und Testläufe mit den ersten Reallaboren durchgeführt. Das Ziel der Workshops ist es, die Reallabore zu befähigen, gemeinsam mit den Teilnehmern eigenständig Varianten von Aquaponik-Systemen zu entwickeln und zu bauen
Generalversammlung in Ibadan, Nigeria
Im Februar dieses Jahres trafen sich die Projektteilnehmer zu einer Generalversammlung in Ibadan, Nigeria (University of Ibadan). Zusätzlich zum umfassenden Lehrplan der ToTs fand der Workshop „Simplified Hydroponic Systems“ statt, der sich auf Hydrokultur spezialisierte. Der mehrtägige Workshop wurde von der Universität Bologna (UNIBO) organisiert und durchgeführt. Neben dem sehr anschaulichen theoretischen Teil wurden dabei vier weitere Hydroponik-Anlagenbeispiele aufgebaut, die teilweise aus leeren PET-Flaschen oder anderen kostenlosen und überall verfügbaren Materialien bestehen. Diese Anlagen sind nun Bestandteil des Reallabors in Ibadan.
Wir sind begeistert von den Fortschritten, die wir bisher im Rahmen des INCiTiS-FOOD-Projekts mit unseren Partnern gemacht haben. Besonders freut uns das Interesse und die engagierte Teilnahme unserer afrikanischen Partner sowie die Geschwindigkeit, mit der wir gemeinsam vorankommen. Die Zusammenarbeit hat uns wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse gebracht und zeigt, wie sich innovative Agrartechnologien und nachhaltige Lösungen tatsächlich realistisch integrieren lassen. Wir freuen uns darauf, diesen Weg weiterzugehen und gemeinsam unsere Ziele zu verwirklichen.
This project has received funding from the European Union´s Horizon Europe research and innovation programme under grant agreement No. GA No. 101083790.