Aquaponik in Afrika – Kick Off mit INCiTiS-FOOD in Nairobi

Erneut war ein Antrag auf ein Forschungsprojekt erfolgreich, an dessen Konsortium wir beteiligt sind. Wir freuen uns sehr, dass wir bei diesem Projekt als Aquaponik-Partner mitwirken dürfen, welches uns für die nächsten 4 Jahre begleiten wird.

Der Name des Projekts ist INCiTiS-FOOD, was für „INtegrated and Circular Technologies for Sustainable city region FOOD systems in Africa“ steht, zu Deutsch „Integrierte Technologien der Kreislaufwirtschaft für nachhaltige Nahrungssysteme in Stadtregionen Afrikas“. Damit sind nicht nur Stadtzentren, sondern auch das Umfeld von Städten gemeint. Es gibt viele Gründe, warum Kreislaufwirtschaft mit Produzenten und Konsumenten in einem Kreislauf in afrikanischen Stadtregionen sinnvoll ist. Wasserknappheit, kontaminierte Böden, zu wenig Niederschlag und Nährstoffmangel sind hierbei nur einige wichtige Stichworte.

JK Smart Farm Nursery Thika, JUJA Kiambu, Kenya, Foto: I. Bläser

Geschlossene Kreislaufwirtschaft, wie sie beispielsweise durch Aquaponik, Hydroponik und andere Kulturen im Kreislauf genutzt wird, ist hier häufig nur eine von wenigen möglichen Optionen. 
Gerade unsere neuerlichen Erfahrungen mit der Multiaquaponik, bei der viele Kreisläufe geschlossen werden, helfen uns hierbei besonders. Die offizielle Projekt-Website von INCiTiS-FOOD findet sich unter https://incitis-food.eu/

Das Projekt

INCiTiS-FOOD wird durch die EU im Rahmen des Förderprogramms Horizont Europe gefördert und soll Landwirtschaft als Kreislaufwirtschaft in 6 afrikanischen Staaten etablieren. Zu den verwendeten Technologien gehören z.B. Aquaponik, erdloser Pflanzenbau (Hydroponik) sowie weitere Kulturen wie Hühner und/oder Insektenlarven, die nach den individuellen Anforderungen in die Kreislaufsysteme integriert werden. Aber es geht im Projekt neben der Etablierung von Kreislaufwirtschaft in Form von Aquaponik und Hydroponik, sondern auch um die Stärkung von Frauen und die Einbindung benachteiligter Gruppen. Diese Funktion erfüllt ebenfalls die Kennyatta University durch Prof. Grace Wamue-Ngare zusammen mit Women Engage for a Common Future (WECF), sowie Youth for Development (Y4D), Nairobi.

Ebenfalls mit an Bord im Hinblick auf eine nachhaltige Energieproduktion, ist Sunlight Africa, Nairobi. Die Koordination des Projekts liegt bei Gertrud Buchenrieder von der Universität der Bundeswehr München, tatkräftig unterstützt durch Dr. Benjamin Emmanuel von der Technischen Universität München (TUM) .

Im Rahmen des Projekts werden derzeit vor Ort und virtuell alle Grundlagen für die Weiterbildung der Teilnehmer geschaffen, inklusive Knowledge-Hub (Wissensarchiv) und der notwendigen digitalen Infrastruktur, um die künftigen Anlagenbetreiber auszubilden sowie die wirtschaftlichen Grundlagen für den Betrieb von Aquaponikanlagen zu schaffen. Darüber hinaus werden im Rahmen des Projekts die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen der Lebensmittelversorgung in den beteiligten Städten und Regionen berücksichtigt und untersucht.

Das Kick0ff Meeting

Der Tagungsteil unseres Treffens dauerte vier Tage und fand in der KU (Kenyatta University) statt. In Vorträgen, Dialogen und Workshops wurden die Grundlagen für die bevorstehende Zusammenarbeit geschaffen. Sowohl im Rahmen von Vorträgen als auch als Gruppenarbeiten wurden bereits die ersten Schritte vollzogen, Arbeitspakete wurden definiert, Abläufe diskutiert, Fragen ausgehandelt und Maßnahmen abgestimmt. Nicht zuletzt konnten sich die insgesamt etwa 60 Projektkollegen in diesen vier Tagen auch persönlich kennenlernen. So kam nach den langen Videokonferenzen am Anfang der persönliche Umgang hinzu, der das Treffen viel spannender machte und den Teamgeist weckte. Wir sind begeistert von der Kompetenz der Teilnehmer.

Kickoff, KU Kenyatta, Rolf Morgenstern, Nairobi, Foto: I. Bläser
Little Farm Kimbo, Nairobi, Foto: I. Bläser

Reallabore als Inkubatoren und Multiplikatoren

Im Rahmen des INCiTiS-FOOD-Projekts spielen sogenannte Living Labs (Reallabore) eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich um Schulungs- und Forschungsanlagen, die von den Projektteilnehmern betrieben werden und Weiterbildungsangebote für die Teilnehmer bzw. lokale Innovatoren bereitstellen. Die Living Labs sind an Universitäten angebunden und bieten somit eine hervorragende Infrastruktur für die Forschung und Entwicklung neuer Technologien.

Die Kenyatta University (KU) und die Egerton University sind als Gastgeber der Living Labs in Kenia gleich in mehrfacher Hinsicht wichtig. Beide Universitäten verfügen über Einrichtungen für Analyse und Schulungen. Neben den beiden Living Labs in Kenia werden weitere in Sierra Leone, Ghana, Nigeria, Kamerun und Gabun errichtet. In den Living Labs werden verschiedene Anlagentypen und Anbautechniken gezeigt, an denen die Teilnehmer weitergebildet werden. Gemeinsam mit den Projektpartnern arbeitet die APM derzeit an Aquaponik-Schulungsanlagen, die schon in diesem Sommer zum Einsatz in den Reallaboren kommen sollen.

Die Living Labs sind somit wichtige Inkubatoren für die Kreislaufwirtschaft in afrikanischen Stadtregionen. Hier können die Teilnehmer das notwendige Wissen und die praktischen Fähigkeiten erwerben, um Kreislaufwirtschaft mit Aquaponik und Hydroponik in ihrem Umfeld erfolgreich umzusetzen. Gleichzeitig dienen die Living Labs auch als Forschungs- und Entwicklungszentren für neue Technologien und Anwendungen. Durch die Einbindung von lokalen Teilnehmern und Organisationen wird hierbei gewährleistet, dass Kreislaufwirtschaft in Verbindung mit Aquaponik u. Hydroponik auch in städtischen Regionen Afrikas auch sozial und wirtschaftlich nachhaltig ist.

Hatchery Egerton University, Foto: I. Bläser
Open Ponds at Egerton University Foto: I. Bläser

Viele Orte besucht

Zum Glück konnten wir am Ende unserer Reise im Anschluss an die geplanten weiteren Termine noch weitere Orte besichtigen. Dabei handelte es sich zum Beispiel um mögliche Teilnehmer am Projekt oder um Best-Practice-Beispiele, wo bereits Hydroponik eingesetzt wird. Diese Besichtigungen waren sehr aufschlussreich und haben uns gezeigt, wie wichtig und vielversprechend die Arbeit an Kreislaufwirtschaft in afrikanischen Stadtregionen ist. Die Besichtigungen galten hierbei nicht nur der Aquaponik und Hydroponik, sondern auch Insektenfarmen, Labore und weitere Einrichtungen. Die Besuche waren äußerst lehrreich für das gesamte Team.

H2Grow, Kibera, Nairobi, Foto: I Bläser
Crickets, InsectiPro Farm, Limuru Town, Foto: I. Bläser

Was passiert als nächstes?

Das Projekt hat gerade erst begonnen, aber ist schon im vollen Gang. Die Aquaponik-Schulungsanlagen sind bereits geplant, Schulungsmaterial wird erstellt und das Trainingsprogramm startet Mitte Juli in Ghana. In den Living Labs entstehen Lösungen für die Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit und die integrierte Schädlingsbekämpfung (IPM), sowie die Planung von Solar-PV-Lösungen für die energetische Unabhängigkeit der Anlagen. Bei der Arbeit stimmen wir uns eng mit den Kollegen der FH Südwestfalen und der ZAHW ab. Wir sind dankbar dafür, Teil dieses Projekts zu sein und freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren Partnern an einer nachhaltigen Zukunft zu arbeiten.

In The Car, Ben looks to the back. Don´t raise eyebrows, Ben is looking at you.
Don´t raise eyebrows, Ben is looking at you. 😀

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